Die Gemeinde Prazuchy

Zum 125jährigen Jubiläum der Gemeinde

und

zur Jahrhundertfeier der ev.-luth. Kirche

am 27. August 1933
Von
Pastor Eduard Kneifel

Zum Geleit

In vielen Kirchspielen unseres Landes, in denen in den letzten Jahren Jubiläumsfeste stattfanden, erschienen Gedenkschriften, die uns die religiös-kirchlichen Entwicklung der Gemeinden darstellen. Dem Beispiel folgt auch die Gemeinde Prazuchy, die aus Anlaß ihres 125jährigen Bestehens und der Jahrhundertfeier der Erbauung ihrer Kirche diese Schrift herausgibt.
Das Kirchspiel Prazuchy ist eine Landgemeinde. So wie der Landwirt mit seiner Scholle verwurzelt ist und aus ihr immer wieder neue Kraft schöpft, so war auch die Gemeinde stets mit dem Ewigkeitsboden des Evangeliums verwachsen und sog aus ihm Licht und Wahrheit, Kraft und Leben. Das Wort der Gnade weckte in den vergangenen tagen in vielen Herzen neuen Glauben, befähigte das herzliche Kleinod des Evangeliums hochzuhalten und es den nachfolgenden Geschlechtern als heiliges Vermächtnis anzuvertrauen.
Die bescheidenen Geldmittel, die durch die schwere wirtschaftliche Lage bedingt sind, veranlaßten die Herausgabe der Schrift nur in beschränktem Umfange. Darum wird hier in Kürze das Gesamtbild des Kirchspiels geboten.
Auf Wunsch des Ortpastors Friedenberg verfaßte ich die Gedenkschrift und hoffe, der Gemeinde damit einen Dienst erwiesen zu haben.
Möge sie den Weg in zahlreiche deutsch-evangelische Häuser finden und dazu beitragen, daß der Geist der Glaubenstreue überall erstarke und recht viele willig mache, dem Herrn zur Ehre, der Gemeinde zum Segen und sich selbst zum Heil zu leben!
 

Entstehung des Kirchspiels

Um die Zeit 1770-1780 ließen sich in der Umgegend von Prazuchy deutsch-evangelische Kolonisten nieder. Sie stammten zumeist aus Großpolen, aus den Landbezirken Bromberg und Wollstein. Ein Teil der Einwanderer scheint früher auch in der Gegend von Zduny seßhaft gewesen zu sein, denn mit Zduny unterhielten viele von ihnen weiter rege Beziehungen.
Schwer waren die Anfänge, mühevoll die Arbeit der Kolonisten. Meilenweit erstreckte sich der Wald um Prazuchy. Um Ackerland zu gewinnen, mußten weite Flächen des Waldes gerodet und der Boden selbst urbar gemacht werden. Doch nichts vermochte das Streben der Siedler zu unterbinden. Wenngleich auch in den ersten Jahren viele, durch die schwierigen Verhältnisse entmutigt, ihre Grundstücke veräußerten und wegzogen, so blieben doch die meisten ihrer neuen Scholle treu. Neue Dörfer wuchsen gleichsam aus dem Erdboden hervor. Die ältesten davon sind: Prazuchy, Poroze, Czachulec, Zakrzyn, Plewnia und Przespolew.
Ihres evangelisch-lutherischen Glaubens wegen hatten die deutsche Siedler von den Katholiken so manche Anfeindungen zu erdulden. Darum mieden sie, soweit das ihnen möglich war, jeglichen Verkehr mit der andersgläubigen Umgebung. Von der Wäldern ganz umgeben, fast ohne nähere Berührung mit der andersgearteten Umwelt, lebten sie nur für sich. Ihre religiösen Bedürfnisse befriedigten Lehrer, sogen. Vorleser, die Hausandachten abhielten und religiöse Handlungen (Taufen, Beerdigungen usw.) verrichteten. Trauungen vollzogen in der ersten Zeit meist katholische Priester. Nur zu Abendmahl pflegten die Kolonisten sich nach Zduny (im Polnischen), das viele Meilen von Prazuchy entfernt liegt, zu begeben.
Die Vermutung liegt nahe, daß der seit 1776 in Wladyslawow amtierende Pastor Martin August Marggraf die um Prazuchy liegenden Kolonien bereiste, denn im jahre 1777 vollzog er in Poroze die Taufe eines Kindes (Marie Elisabeth Redlich). Über die Amtshandlung berichtet Pastor Marggraf: "Dieses Kind habe ich als das erste aus dieser Gemeinde im Poroscher Haulande selbst getauft."
Im Jahre 1782 nahm sich der Evangelischen von Prazuchy und Umgegend Pastor Karl Jeremias Callmann an, Seelsorger zu Stawiszyn. Dreimal im Jahre hielt er Gottesdienst in Prazuchy und zwölfmal in Kozminek ab. Viele Jahre bediente er die Ortschaften. Doch seine Stawiszyner Gemeindeglieder waren damit unzufrieden. Sie wünschten nicht, daß ihr Pastor andere zur Gemeinde nichtgehörige Dörfer mitverwalte, denn sie glaubten dadurch benachteiligt zu sein. Da auch die Behörden Pastor Callmann verboten, in den Kolonien Gottesdienst abzuhalten, so sah er sich gezwungen, die weitere Bedienung der um Prazuchy wohnhaften Evangelischen aufzugeben. Das geschah um die Zeit 1790-1794. Mehrere Jahre waren die Prazucher Evangelischen sich selbst überlassen. Niemand kümmerte sich um sie. Erst am 23. August 1797 erklärte sich Pastor Ernst Friedrich Johann Grimm aus Stawiszyn bereit, Prazuchy und Kozminek zu betreuen, und zwar wollte er zwölfmal jährlich in Prazuchy und dreimal in Kozminek mit dem Worte Gottes dienen. Er schlug auch vor, in Prazuchy eine Filialgemeinde zu gründen, die seelsorgerisch von Stawiszyn aus bedient werden sollte. Sein Vorschlag fand keinen Anklang. Die in Prazuchy und Umgebung ansäßigen Evangelischen wünschten eine selbstständige Gemeinde mit einem eigenen Pastor zu sein. Hingegen forderten die Evangelischen von Kozminek, daß der Stawiszyner Pastor sie weiter geistlich bediene, aber mehr als dreimal. Von einem Anschluß an Prazuchy wollten sie nichts wissen. Im Jahre 1799 wurde Prazuchy an Kozminek angegliedert. Man begründete zwar in Kozminek ein Filial, das sich aber nach kaum einem Jahre auflöste.
Nachdem 1808 die Kirche erbaut und der erste Seelsorger Sigmund Wilhelm Valentin Künzel berufen wurde, war die Gemeinde organisiert. Das Jahr 1808 ist somit das Gründungsjahr des Kirchspiels.

Kirche

Am 30. November 1799 wandte sich Prazuchy an die Behörden mit der Bitte, den Bau einer Kirche und die Bildung einer selbstständigen Gemeinde zu genehmigen. Der damalige Besitzer von Prazuchy und Alt-Cekow, Wildegans, schenkte zum Bau der Kirche Holz und Geld. Am 22. Juni 1800 teilte die Behörde mit, daß sie den Bau einer evangelischen Kirche in Prazuchy nicht gestatte. Um jedoch die religiöse Bedienung der dortigen evangelischen Bevölkerung besser zu gestalten, erlaubte sie, an katholischen Feiertagen in Prazuchy 12mal und in Kozminek 3mal im Jahre Gottesdienst abzuhalten. Diese Entscheidung erregte Unwillen. Man wünschte die Abhaltung von Gottesdiensten nicht an katholischen Feiertagen, sondern an jedem vierten Sonntag im Monat. Andererseits aber wollte man die Absicht nicht aufgeben, eine eigene Pfarrei zu schaffen. Darum ersuchten am 4. April 1804 die Evangelischen von Prazuchy zum zweiten Male die Behörden, ihnen bei der Begründung einer selbstständigen Gemeinde keine Schwierigkeiten zu bereiten, und den Bau des Gotteshauses zu bewilligen. Auch diesmal sind ihre Bemühungen erfolglos geblieben. In ihrem Antwortschreiben wies die Behörde darauf hin, daß durch die Loslösung Prazuchys und anderer Ortschaften die Stawiszyner Gemeinde geschwächt würde, was doch vermieden werden müsse. Auch sei die Beihilfe des Cekower Gutsbesitzers Christoph Celinski zu klein. Letzterer erklärte sich nämlich bereit, Holz zum Bau der Kirche und 6 Morgen Land zu schenken, sodaß die Gemeinde begründet werde. Als nun die Genehmigung ausblieb, beabsichtigte nun Celinski, eine evangelische Kirche in Cekow zu errichten und stellte auch eine größere Bauuterstützung in Aussicht. Am 16. Januar 1805 richtete er ein Gesuch an die Behörden. Am 21. Januar 1805 machte dagegen der Gutsbesitzer von Kosmow, Garczynski, den Behörden den Vorschlag, in Szadek eine evangelische Kirche zu erbauen. Das gesamte Bauholz zur Kirche wollte er schenken, wie auch ein jährliches Deputat zum Unterhalt des Pastors bestimmen. Eine besondere Kommission sollte die Entscheidung treffen, ob die evangelische Kirche in Cekow oder Szadek gebaut werden sollte. Am 29. Januar 1805 wurden Garczynskis und am 18. Februar d.J. Celinskis Vorschlag von der Behörde abgelehnt. Das hatte zur Folge, daß am 15. März 1805 die Evangelischen von Prazuchy zum dritten Male bei der Behörde wegen Bildung einer eigenen Gemeinde vorstellig wurden. Am 1. Mai 1805 erteilte endlich die Regierung hierzu die Erlaubnis unter gleichzeitiger Loslösung Prazuchys und anderer evangelischer Dörfer von der Stawiszyner Pfarrgemeinde.
Nun wurde zum Bau des Gotteshauses geschritten. Der Gutsbesitzer Celinski schenkte den Platz zur Kirche wie auch 6 Morgen Pfarr und 2 Morgen Kantoratsland. Sodann verpflichtete er sich dem Ortspastor "auf ewige Zeiten" ein jährliches Deputat zu geben, bestehend aus 4 Viertel Roggen, 2 Viertel Weizen, 2 Viertel Gerste, 1 Viertel Erbsen, 1 Viertel Buchweizen, 10 Klaftern Brennholz und 5 Tonnen Bier. Im Jahre 1808 wurde die Kirche aus Holz erbaut. Nur 25 Jahre hat dieses bescheidene Gotteshaus der Gemeinde gedient. Pastor Friedrich Rüdiger gebührt das Verdienst, die kleine Holzkirche durch ein gemauertes Gotteshaus ersetzt zu haben. Der Bau, der unter seiner Anleitung stand, kostete 20 011 Zloty 25 Gr. Davon betrug der Staatszuschuß 5000 Zl., den Rest von 15 011 Zl. 25 Gr. brachte die Gemeinde auf.
Das Gotteshaus ist zu Zeit des Pastors Edmund Hermann Schultz (1879-1884) renoviert und eine neue Orgel angeschafft worden. Wann die alte Orgel bezogen wurde, läßt ich aus den Kirchenakten nicht feststellen.
Wiewohl die neue Kirche größer war als die alte, so zeigte sich doch im Laufe der Zeit, daß sie den wachsenden Bedürfnissen nicht genüge. Der Lösung dieser Frage widmete sich Pastor Johann Gustav Friedenberg. Gleich nach Antritt des Pfarramtes erweiterte er 1913 das Gotteshaus durch einen Anbau. Die Kosten beliefen sich auf annähernd 7000 Rubel. Zum 100jährigen Kirchenjubiläum ist das Gotteshaus von innen und außen instandgesetzt worden. Für diesen Zweck flossen freiwillige Opfer und andere Gelder ein, die diese Renovierungsarbeiten ermöglichten. Ganz besonders haben sich hierbei die Aktiengesellschaft der Gebrüder Wilhelm und Hugo Müller, wie auch Herr Theodor Müller in Kalisch durch hochherziges Entgegenkommen verdient gemacht.
Außerdem faßte die am 6. August 1933 stattgefundene Gemeindeversammlung den Beschluß, neue Bänke für das Mittelschiff der Kirche anzuschaffen.

Pastoren

Pastor Sigismund Wilhelm Valentin Künzel war der erste Seelsorger der Gemeinde. Seit 1798 Kandidat und Informator an dem Königlichen Kadetten-Institut zu Kalisch, folgte er 1808 dem Rufe der Parochie Prazuchy. Er war mit Juliane Karoline geb. Foerster verehelicht. Am 17. März 1824 starb er im Alter von 55 Jahren und wurde von den Pastoren Modl (Kalisch) und Grimm (Stawisyzn) auf dem Prazucher Friedhof beerdigt.
Pastor Friedrich Rüdiger wirkte hier von 1824 bis 1843. In Schawoine bei Trebnitz in Schlesien als Sohn des dortigen Pastors Karl Friedrich Rüdiger geboren, besuchte er dann das Gymnasium zu Oels, nach dessen Absolvierung er Theologie an den Universitäten Frankfurt a/Oder und Leipzig studierte. Von 1812 bis 1816 hielt er sich bei seinem Vater in Schawoine auf und ging dann als Substitut nach Koschmin (Diözese Krotoschin). August 1818 nahm er die Pfarrstelle in Last an, die er 1824 verließ. Pastor Rüdiger war zweimal verheiratet. Das erste Mal mit Susanne geb. Dierich (+ 2.April 1827 im Alter von 39 J.), das zweite Mal mit Johanna Wilhelmine geb. Wassermann, aus Czarnikau i/Preussen gebürtig (+ 3. November 1830). Am 17. August 1843 verschied Pastor Friedrich Rüdiger im Alter von 56 Jahren. Er ruht auch auf dem Friedhof zu Prazuchy.
Pastor Karl Christian Jarnecki bediente das Kirchspiel von 1845 bis 1877. Im Dorf Klein-Ellguth bei Oels am 1. November 1806 geboren, besuchte er von 1813 - 1822 die Volksschule seines Heimatortes, dann von 1823 - 1828 das Elisabeth-Gymnasium in Breslau und von 1828 - 1831 die theologische Fakultät der dortigen Universität. Am 9. Juli 1844 in der Warschauer evang.-augsb. Kirche ordiniert, wurde er zunächst Hilfsprediger in Kalisch. Am 19. April 1846 zum Administrator ernannt und als gewählter Pastor am 19. April 1847 vom Konsistorium bestätigt, waltete er hier seines Amtes bis zum Tode. Am 1. Weihnachtstage 1877, während der Predigt, starb er auf der Kanzel. Er erreichte ein Alter von 71 Jahren. Auf dem Friedhof in Prazuchy fand er gleichfalls seine letzte Ruhe.
Pastor Edmund Hermann Schultz wurde am 16. November 1851 in Chodecz geboren. Nach Beendigung des Gymnasiums in Warschau studierte er von 1869-1876 Theologie in Dorpat. Am 3. Juni 1877 in Warschau ordiniert, war er Militärkapellan und stellv. Diakonus daselbst. Von 1879 bis 1884 verwaltete er Prazuchy. Gleichzeitig administrierte er von 1879-1881 Sobieseki und eine Zeitlang auch Konin. Von 1884-1888 amtierte er in Lublin, hernach von 1888-1897 in Neudorf am Bug (jetzt Moscice) und zuletzt von 1897-1904 in Nowy Dwor. Im Badeort Iwonicz am 24. Juni 1904 gestorben, ist seine irdische Hülle nach Nowy Dwor überführt worden.
Pastor Adolf Krempin ist in Pechratka, Kreis Ostrow, am 23. November 1864 als Sohn des Landwirts August Krempin und seiner Ehefrau Marie geb. Möglich geboren. Er besuchte das Gymnasium im Lomza, das er im jahre 1884 beendete. Von 1884 bis 1891 bezog er die theologische Fakultät der Universität Dorpat. Am 11. April 1891 ordiniert, war er bis 1894 Hilfsprediger an der Lodzer St. Johannisgemeinde. Von 1894 bis 1905 bediente er Prazuchy. Er ging dann nach Turek, wo er bis 1911 verblieb. Von 1911-1923 war er in Lodz als Religionslehrer tätig. Seitdem amtiert er in Kolo.
Pastor August Gerhardt ist am 9. Dezember 1875 im Dorfe Kopsodzie, Kreis Wolkowyszki, als Sohn des Landwirts August Gerhardt geboren. Er besuchte in den Jahren 1884-1894 das russische Staatsgymnasium in Mariampol, Gouv. Suwalki, und studierte 1894-1898 Theologie an der Universität in Dorpat. Am 21. Mai 1899 in der St. Trinitatiskirche zu Lodz ordiniert, war er daselbst bis zum 30. September 1900 Hilfsprediger. Nur kurze Zeit, vom 1. Dezember 1900 bis zum 28. Mai 1901, verwaltete Pastor Gerhardt die Gemeinde zu Stawiszyn und ging am 29. Mai 1901 nach Leipzig, um sich dort als Judenmissionar vorzubereiten. Er verbleib dort bis zum 29. September 1902. Als Adjunkt des Warschauer evang.-augsb. Konsistorialbezirks wurde er der St. Trinitatisgemeinde in Lodz zugeteilt und leitete daselbst vom 1. Oktober 1902 bis zum 6. Januar 1905 die Judenmission. Am 7. Januar 1905 nach Prazuchy berufen, installierte ihn am 4. Februar 1905 Generalsuperintendent J. Bursche unter Assistenz des scheidenden Pastors A. Krempin. Er bediente die Gemeinde Prazuchy bis zum 18. Januar 1911. Am 14. Januar 1911 übernahm er das Amt eines Hilfspastors an der St. Trinitatisgemeinde und Religionslehrers am Deutchen Gymnasuim in Lodz und wirkte hier bis zum 30. September 1921. Vom 1. Oktober 1921 ist Pastor A. Gerhardt Direktor der Judenmission in Basel.
Pastor Johann Gustav Friedenberg ist in Lodz am 24. Dezember 1882 als Sohn des Polizisten Johann Georg Friedenberg und seiner Ehefrau Rosine geb. Wolf geboren. Er besuchte von 1892 bis 1901 das russische Staatsgymnasium in Lodz, dann die theol. Fakultät der Dorpater und Berliner Universität. 1908 schloß er sein theolog. Studium in Dorpat ab. Am 14. März 1909 in der Lodzer St. Trinitatiskirche, in der er die hl. Taufe empfing, ordiniert, war er hier in den Jahren 1909-1912 Hilfsprediger. Am 12. Dezember 1911 in Prazuchy zum Seelsorger gewählt und am 13. Oktober 1912 installiert, wirkt er hier schon 21 Jahre.
 

Entwicklung der Gemeinde

Nach ihrer Begründung hatte die Gemeinde schwere Zeiten. Die politischen Ereignisse der Jahre 1812/13 warfen weithin ihre Schatten. Es war die bewegte Zeit des napoleanischen Kriegszuges gegen Rußland, dem bald der fluchtartige Rückzug folgte. Darunter hatten auch die Gemeindeglieder zu leiden. Französische Soldaten plünderten die Dörfer, nahmen Vieh, Geschirr, auch Lebensmittel weg. Die Not war groß. Erst in den späteren Jahren, nachdem die Kriegswirren ein Ende gefunden, konnten die Kolonisten sich wieder wirtschaftlich erholen. Eine neue Zeit der Blüte und des Wohlstandes brach an. Diese Entwicklung war in hohem Maße durch die der deutschen Bevölkerung wohlgesinnte Regierung Kaiser Alexanders I. begründet. -- Das 1808 aufgeführte hölzerne Pfarrhaus erweiterte Pastor Christian Jarnecki im Jahre 1864. Pastor Adolf Kremplin hat es dann noch durch einen einstöckigen Anbau vergrößert, in dem gegenwärtig ein Teil der Pfarrwohnung und der Konfirmandensaal untergebracht sind. Gleichzeitig mit der Begründung des Kirchspiels schenkte Gutsbesitzer Celinski 1 Morgen Land zum Friedhof in Prazuchy. Seine Lage ist schön. Anfänglich mitten im Hochwald gelegen, ist er noch jetzt von zwei Seiten vom Walde umsäumt.
Bei der Parzellierung des Gutes Cekow erhielt die Gemeinde als Entschädigung für das nun in Wegfall kommende Deputat 14 Morgen Land, davon 12 Morgen zur Nutznießung des Pastors und zwei des Kantors. Das religiöse Leben war erfreulich. darüber ist im Protokoll der Kirchenvisitationen vom 26. Juni 1876 folgendes vermerkt:
"Besondere Laster herrschen nicht, der Abendmahlsgenuß ist regelmäßig, Hausandachten in vielen Familien gebräuchlich, Bibeln und Andachtsbücher verbreitet, Ehescheidungen kommen nicht vor, uneheliche Geburten etwa 5%. Außer einigen Baptisten-Familien gibt es in dieser Gemeinde keine Sekte."
Diese günstige religiöse Entwicklung hielt weiter an. So führte den Kindergottesdienst in Prazuchy Pastor A. Kremplin ein. Pastor A. Gerhardt hat ihn noch durch das Gruppensystem (8. Gruppen) ergänzt. Ferner entstand auf Pastor Gerhardts Anregung ein Jünglingsverein (20-30 Jünglinge) und ein Jungfrauenverein (30-40).
Es sei auch erwähnt, daß Privatversammlungen regelmäßig in der Gemeinde stattfinden, die sich durchaus in kirchlichen Bahnen bewegen.
Das sittliche Leben war im allgemeinen ehrbar. Damit ist aber nicht gesagt, als ob es ganz frei von Auswüchsen gewesen wäre. Im Gegenteil. Die Unzucht, früher durch die sogen. Sachsengängerei gefördert, nahm leider nicht ab. Es sind jedoch Ansätze zur Besserung vorhanden.
Das Sektenwesen drang schon in den 70er Jahren in die Gemeinde ein. An Ausbreitung hat es aber nicht gewonnen. Nur wenige baptistische Familien fielen von der Kirche ab. In der Zeit 1918-20 versuchte die Sekte der sogen. "Albrechtsbrüder" im Kirchspiel Fuß zu fassen. Nach langjährigen Bemühungen, dabei reichlich mit fremden Geldmitteln unterstützt, ist es ihr gelungen, etwa 10 Familien an sich zu reißen. Weitere Erfolge hat sie trotz größter Anstrengungen nicht zu verzeichnen. Ihr Mittelpunkt ist das Bethaus in Cekow.
Im Jahre 1901 ließ der Landwirt August Wilhelm den Glockenturm auf seine Kosten erbauen. Pastor Friedenberg führte in Prazuchy Missionsfeste ein, die nach Möglichkeit alljährlich stattfinden.
Die Gründung der Arbeiterkolonie Czyzeminek bei Pabjanice geht auch auf seine Anregung zurück. Durch dieses Werk will er evangelische Bettler, Arbeitslose und Arbeitsscheue -- "Die Brüder von der Landstraße" -- zu nützlichen Gliedern der Gesellschaft erziehen und ihnen nach Möglichkeit die Rückkehr in geordnete Lebensverhältnisse ermöglichen.
 

Die Kantorei Kozminek

Kozminek, 10 Kilometer südöstlich von Prazuchy entfernt, liegt an einem Flüßchen, das in die Prosna mündet. Es ist ein in der Reformationsgeschichte unseres Landes wohlbekannter Ort. Am 24. August 1555 fand hier die Verbrüderungssynode zwischen den böhmischen Brüdern und den reformierten Polen statt.
Es nahmen an ihr im ganzen 22 Geistliche teil, darunter so hervorragende Männer wie der Brüderbischof Cerny, Georg Israel, Felix Cruciger, Matthias Rzbar u.a.
Den kleinpolnischen Adel vertraten: Stanislaw Lasocki, Philipowski und der humanist Andreas Trzecieski.
Von den großpolnischen Adligen waren zugegen: Jakob Ostrorog, Johann Krotowski, Johann Tomicki, Peter Grundzinski und Albert Marschewski-Tschammer.
Im Auftrage Herzog Albrechts von Preußen wohnten den Verhandlungen Hofprediger Johann Fund und der Lycker Superintendent Johann Maletins bei.
Der Brüderbischof Cerny eröffnete die Synode mit einer feurigen Ansprache. Darauf erhoben sich alle Erschienenen und sangen: " Komm, heiliger Geist, Herre Gott!". Dann ergriff Cruciger das Wort, mahnte zur brüderlichen Liebe und zur Eintracht, indem er darauf hinwies, daß es notwendig sei, gegen den gemeinsamen Feind -- Rom -- zusammenzustehen. Unter dem Eindruck der Reden und des Gesangs nahmen die Beratungen einen erfolgreichen Verlauf. Die Brüder erreichten es, daß ihr Bekenntnis und ihre Liturgie die kleinpolnischen Evangelischen annahmen, während sie ihre selbstständige Kirchenorganisation und einige kirchliche Sonderbräuche beibehielten. Diese enge Verbindung war trotz aller späteren Trübungen von großer Bedeutung für die reformatorische Bewegung in Polen.
In Kozminek selbst bestand bis 1620 eine polnische reformierte Gemeinde. Es wirkten hier die Prediger Albert Serpentin, Johann Pokyta, Walenty Kornelius, Christoph Musonius und Johann Musonius.
Als im letzten Viertel des 18 Jahrhunderts deutsch-evangelische Kolonisten und Handwerker sich in und um Kozminek anzusiedeln begannen, ging man hier daran, wie bereits erwähnt, ein selbstständiges Filial einzurichten. Doch noch vor Verlauf eines Jahres löste es sich auf. Die dortigen Lutheraner suchten aber nicht wieder Anschluß an Prazuchy, sondern traten der Kalischer Gemeinde bei. Seit dem 14. Januar 1907 ist auf eigenen Wunsch Kozminek mit den Ortschaften: Posrednik, Murowaniec und Tumianek an Prazuchy wiederum angegliedert worden.
Das alte evangelisch-lutherische Schul- und Bethaus in Kozminek lag am Marktplatz, unweit der röm-katholischen Kirche. Da das Grundstück zu eng war, so wurde es veräußert und der Erlös zum Ankauf eines neuen, besser gelegenen Bauplatzes bestimmt. Aus dem Bethau stammt das jetzige Altarbild, den Heiland in der Dornenkrone darstellend.
Im Jahre 1908 errichtete Pastor A. Gerhardt hier ein neues einstöckiges Schul- und Bethaus. Zu diesem Gebäude verwendete man die Ziegeln und das Holz eines in Nakwasin bei Kozminek gelegenen Getreidespeichers, der in alter Zeit, wie es noch heute erzählt wird, als arianisches Gotteshaus gedient haben soll.
Der seit 1909 im Kozminek angestellte Lehrer und Kantor Rudolf Kuske erwarb sich um das Kantorat Verdienste. Dank seiner rührigen und treuen Arbeit konnte der Aufbau der Kantoratsgemeinde von neuem durchgeführt werden.
Der Ortspastor bereist Kozminek 10mal jährlich. Es wohnen hier etwa 80 polnischsprechende Evangelische. Darum werden die Gottesdienste zweisprachig gehalten.
 

Die Kantorei Czachulec

In nordöstlicher Richtung, 10 km von Prazuchy entfernt, liegt Czachulec. Seine Anfänge reichen nach der Schulchronik bis in das Jahr 1726 zurück. Die ersten Einwanderer heißen: Johann Brauer, Mathias Franke, Martin Reschke und Friedrich Tomaske. Ihnen folgten in den Jahren 1795 und 1796: Andreas Zeidler, Gottfried Lange, Franz Siebert, Franz Schmidt, Martin Lehmann, Gottfried Flöter, Martin Jaroszewski, Andreas Pfeiffer, Johann Georg Weber, Christian Reimann, Johann Iwaniak, Nikolaus Rzechowski, Tobias Schmidt, Friedrich Otwald. Die Neueingewanderten meldeten sich sogleich bei den Besitzern des Dominiums Starzyn, Andreas und Ignatius Jablocki, die ihnen " ihre Wohnorte anwiesen". Sie baten ferner um einen Schulplatz und Land zum Friedhof, was ihnen auch bewilligt wurde. Darauf richteten sie eine Schule der "einfachen Art ein, und es fand sich unter ihnen der eine oder andere, der die Kinder unterrichtete und Andachten aus mitgebrachten Büchern ihnen vorlas". Bis 1795/96 waren in Czachulec 27 deutsch-evangelische Landwirtschaften.
Die Kolonisten aus 1795/96 stellten fest, daß den zuerst hier Eingewanderten kleinere Landparzellen zugewiesen wurden. Deshalb gingen sie zu den Gutsherren von Starzyn und "beklagten ihr Unrecht". Die Gebr. Zablocki ließen das Land vermessen, und als es sich zeigte, daß "ihre Ländereien" kleiner seien als die der späteren Einwanderer, so erweiterten sie ihre Landwirtschaften. Gleichzeitig aber verpflichteten sie die deutsch-evangelischen Wirte zum Frondienst. Sie wurden zu folgenden Leistungen gezwungen: "von jeder 1/2 Hufe Land zu 4 Tage Handarbeit und 1 Fuhre wöchentlich von jeder 1/2 Hufe. Noch dazu Geflügel, Kaphähner, Gänse, Eier und Butter, die die Ansiedler dem Gutsherrn abliefern."  Erfüllte jemand nicht, was ihm vom Befehlshaber angesagt wurde, so wurde er noch streng bestraft.
Das Dominium besaßen der Reihe nach: Zablocki, Markowski, Bojakiewicz, Frenkel, Janicki. Die beiden letzten parzellisierten es. Das alte Schul und Bethaus, in dem bis 1931 das Schulzimmer zugleich als Betsaal diente, wird gegenwärtig ausschließlich für Schulzwecke gebraucht und ist jetzt von einem röm-katholischen Schulleiter bewohnt. das Gebäude mit dem Schulland (7 1/2 Morgen) ging in den Besitz der Gmina Skarzyn über. Zwar durften die evangelischen Wirte im alten Schul- und Betsaal ihre Gottesdienste abhalten, doch sein baufälliger Zustand wie auch der Raummangel bewogen die Kantoratsgemeinde, mit dem Neubau eines Bethauses zu beginnen. Am 17. September 1928 konnte die Feier der Grundsteinlegung begangen werden. Die schwere wirtschaftliche Lage, die besonders auf dem Lande fühlbar ist, ließ es nicht zu, die nötigen Mittel für den Bau in kurzer Zeit aufzutreiben. Nur mühsam schritten deshalb die Arbeiten vorwärts. Erst 1932 war das Bethaus bestehend aus einem Betsaal und Kantorwohnung (2 Zimmer und Küche), so weit fertiggestellt, daß in ihm Gottesdienste stattfinden konnten. Am 26. August 1933 wird es, in Verbindung mit der 125-jährigen Jubiläumsfeier des Kirchspiels, eingeweiht werden. In die Kantoratsgemeinde sind einbezogen die Dörfer: Alt- und Neu-Czachulec, Niedzwiady, Starzynek, Potasnia und Bielawki.
Aus eigenen Kräften hätten diese Ortschaften nicht vermocht, den Bethausbau durchzuführen. Da griff die Muttergemeinde Prazuchy ein, indem sie etwa 3500 Zloty dazu beisteuerte. Die Eingepfarrten entrichteten einen Baubeitarg von 50 Groschen vom Morgen. Außerdem spendeten dafür einheimische und auswärtige Glaubensgenossen aus Lodz, Kalisch und Turek. Ergänzend sei noch bemerkt, daß das neue Bethaus in der Nähe des alten aufgerichtet wurde, auf einem Platz (1/4 Morgen), den die Kantoratsmitglieder vorher käuflich erworben haben.

Lehrer und Kantoren

Neumann
Herzog
Stranske
Faltenberg
Wilhelm Schwarzholz, 1. Mai 1870-1880
Julius Schmidtke, 1880-1883
Oskar Günther, 1883-1886
Wilhelm Schwarzholz, 2. Mai 1886-1896
1897-1899 ohne Kantor
Martin Stelzer, 1899-1902
1902-1904 ohne Kantor
Jul. Jesse, 14. April 1904-1924. Verfasser der Schulchronik.
Gottfried Mühlbrandt, 1924-1925
Rudolf Hoffmann, 1925-1927
Emil Piotrowski, seit dem 9. Oktober 1927

Die Gemeinde im Weltkriege

Nur kurze Zeit ist es dem Ortspastor J.G. Friedenberg beschieden gewesen, in Ruhe seines Amtes zu walten. Der Weltkrieg brach aus. Es kam eine harte Prüfungszeit für den Ortpastor und die Gemeinde. Schon am 19. Mai 1915 wurde er von den deutschen Behörden verhaftet und zunächst in Kalisch eingekerkert. Man beschuldigte ihn, er hätte von der Kanzel und auch sonst die Reservisten aufgefordert, dem dem geleisteten Treueeid nachzukommen und als russische Veteranen alle Pflichten zu erfüllen. Am 12. Juni 1915 mußte sich Pastor Friedenberg vor dem deutschen Kriegsgericht verantworten. Er erklärte, er hätte den Reservisten nur das gesagt, was er ihnen als Seelsorger gewissenshalber sagen müsste, nämlich daß sie ihrem Lande zu unwandelbarer Treue verpflichtet sind. Zu dieser Einstellung bestimmte ihn auch die Erkenntnis, daß ein etwaiges unloyales Verhalten der deutsch-evangelischen Reservisten Anlaß zu Beschuldigungen und Denunzationen gäbe. Darum wollte er lieber leiden, als seine Gemeinde gefährdet sehen. Das Kriegsgericht ließ  diese Begründung nicht gelten und verurteilte Pastor Friedenberg zu 10 Jahren Zuchthaus. Nun richtete er ein Gnadengesuch an den deutschen Kaiser, wozu ihn die Pastoren Eduard Wende (Kalisch) und Sigismund Michelis (Lipno) bewogen. Das Gnadengesuch hatte insofern einen Erfolg, als die 10jährige Zuchthausstrafe in Festungshaft von gleicher Dauer umgewandelt wurde.
Faßt 2 Jahre war Pastor Friedenberg abwechselnd in den Gefängnissen Berlin-Tegel und Großstrelitz bei Oppeln. Am 29. April 1917 ist er auf die Fürsprache des stellv. General-Sup. Pastor R. Grundlach und des Konsistoriums freigelassen worden.
Während seiner Abwesenheit bedienten die benachbarten Pastoren das Kirchspiel. Im April 1917 bat das Kirchenkollegium von Prazuchy das Konsistorium, die Gemeinde für vakant zu erklären. Das Kirchenkollegium glaubte diesen Schritt tun zu müssen, weil es annahm, Pastor Friedenberg werde nach Prazuchy nicht mehr zurückkehren. Das Konsortium erklärte nun am 1. Juli d. J. die Gemeinde für vakant. Man Wählte Pastor A. Süß. Inzwischen kehrte Pastor Friedenberg aus der Gefängnishaft zurück. Er durfte jedoch nicht die Verwaltung seiner alten Gemeinde übernehmen. Auf Verfügung des Konsistoriums musste er als Administrator nach Kleszczow gehen. Erst mit Genehmigung des General-Gouverneurs von Beseler war ihm die rückkehr nach Prazuchy gestattet. Den neugewählten Pastor Süß versetzte das Konsitorium als Administrator nach Kleszczow. Während der Abwesenheit des Ortpastors litt sehr das Gemeindeleben. Die Jugend verwilderte, die Unsittlichkeit nahm zu, verschiedene Laster waren in Schwange, das religiöse Leben verflachte. Der heimgekehrte Ortpastor stellte dies mit Erschrecken fest. Nun galt es, Neues zu pflügen und den harten Boden der Menschenherzen wieder für Gott zu bereiten. Gewiß ging das nicht ohne viel Mühe und Arbeit, ohne viel Ringen und Beten! Kindergottesdienst und Jugendvereine, religiöse Versammlungen mußten wieder eingeführt und das Verständnis für sie neu geweckt werden.
 

Statistik

Seelenzahl

1867: 1945 Seelen
1933: 3500 Seelen

Pastoren

Sigismund Wilhelm Valentin Künzel 1808-1824
Friedrich Rüdiger 1824-1843
Karl Christian Jarnecki 1845-1877
Edmund Hermann Schultz 1879-1884
Adolf Schröter 1887-1893
Adolf Krempin 1894-1905
August Gerhardt 1905-1911
Johann Gustav Friedenberg seit 1912

Gemeindekantoren

Johann Simon
Karl Wilhelm Schinschke
Schubert
Friedrich Adolf Riedel
Emil Ziemer, 1871-1904
Emil Gellert, 1904-1927
1927-1929 vakant
Waldemar Schiewe, seit 1929

Küster

Christoph Mühlnickel 1851-1858
August Jung 1858-1880
Samuel Welke 1880-1890
August Hak 1890-1901
Friedrich Schornik 1901-1904
Traugott Wilhelm 1905
August Riedke 1906-1918
Adolf Bresch 1918-1932
Emil Purzel seit 1932

Kirchenkollegien

1828 Christian Mühlnickel
Christian Stach
1835 Christian Welke
Gottfried Berger
Martin Petzil
Christoph Rausch
Johann Albert Schultz
1850 Gottlieb Schirmer
August Stenschke
August Gottschling
Gottfried Noske
1875 Georg Friedrich Mühlnickel
Gottlob Riedke
Daniel Kendzie
August Bresch
1905 Gottlieb Riedke (Szadykierz)
August Fischer (Poroze)
Gottfried Welke (Zalesie)
Andreas Mühlnickel (Prazuchy)
1920 Gottlob Seide (Dorfschulze), (Prazuchy)
Emil Hermann (Poroze)
August Ulbrich (Celestyny)
Julius Gutsch (Poroze)
Daniel Flöter (Zalesie)
1928 Gutsbesitzer Konrad Artur Gustav Weigt aus Morawin
Karl Wilhelm (Glapiniec)
Gustav Menzel (Tulka)
Ernst Gellert (Szadykierz)
Gustav Seidel (Prazuchy)
Johann Gustav Mühlnickel (Prazuchy)
Gustav Haak (Kuznice)
1931 Gutsbesitzer Konrad Artur Gustav Weigt aus Morawin
Adolf Franz (Prazuchy)
Rudolf Gellert (Prazuchy)
Johann Gustav Mühlnickel (Prazuchy)
Gottlieb Riedke (Szadykierz)
Heinrich Farr (Zakrzyn)
Rudolf Menzel (Pyczek)

Kantorate

Kozminek, Kantor und Lehrer: Rudolf Kuske, seit 21. April 1909
Czachulec, Kantor und ehrer Emil Piotrowski, seit 1927


Bethäuser

Kozminek und Czachulec


Schulen

Prazuchy Stare  Früher dreiklassig, jetzt zweiklassig, Kinder etwa 120, Leiterin: Frau Wanda Schiewe, 2.Lehrer seit 1929 Waldemar Schiewe. Deutsche Unterrichtssprache.
Prazuchy Nowe Einklassige Schule mit deutscher Unterrichtssprache; annähernd 60 Schulkinder; Lehrer ist hier Robert Henkel.
Poroze Einklassige Schule mit deutscher Unterrichtssprache; etwa 50 Kinder. Lehrer Eduard Gietzel.
Kuznica Einklassig, etwa 60 Kinder, deutsche Unterrichtssprache, Lehrerin Hedwig Klenner
Zakrzyn Einklassig, über 50 Kinder, deutsche Unterrichtssprache. Bis 1932 Lehrer Rudolf Kendzie; 1932/33 Lehrerin Siemionowa (evang.)
Zalesie Einklassig, seit 1927 polnische Unterrichtssprache, deutsche Sprache als Nebenfach, etwa 40 Kinder. Lehrerin Emma Liebert
Celestyny Einklassig, seit 1927 polnische Unterrichtssprache, deutsche Sprache als Nebenfach, etwa 50 Kinder. Lehrer Sigismund Beier
Czachulec Zweiklassig, polnische Unterrichtssprache, deutsche Sprache nur Gegenstand. 1.Lehrer katholisch, 2.Lehrer und Kantor Emil Piotrowski, deutsch-evangelische Kinder etwa 50, ebensoviel katholische.
Cekow-Kosmow 7 klassige Schule, poln. Unterrichtssprache, ungefähr 40 deutsche Kinder. Den evangelischen Religionsunterricht erteilt hier Lehrer Erich Bastian.
Kozminek 7 klassige Schule, poln. Unterrichtssprache, evang. Kinder etwa 30. Lehrer Michel erteilt hier evang. Religionsunterricht.
In Szadykirez war bis 1930 eine einklassige Schule mit polnischer Unterrichtssprache. Etwa 37 evang. Kinder besuchten sie. Kathol. Lehrer gewesen. Evangelischen Religionsunterricht erteilte Lehrer Bastian. Jetzt verbunden mir der Schule Cekow-Kosmow.
In den polnischen Elementarschulen in Gac Kaliska und Wola Tlomaowa sind 18 evangelische Kinder, die bis jetzt keinen Religionsunterricht haben. Am schlimmsten ist es in der 7klassigen Schule in Cekow-Kosmow bestellt, wo die evangelischen Kinder keinen Deutschunterricht haben, wodurch auch der Religionsunterricht leidet. Der Schulinspektor stellte dem Lehrer Bastian anheim, die Kinder im Lesen uns Schreiben der deutschen Sprache außeramtlich zu unterrichten.
 

Friedhöfe

Prazuchy, Kolonia Plewnia, Kuznica, Poroze, Zakrzyn, Zalesie, Celestyny, Czachulec, Lipicze, Szadykierz, Bielawa


Landbesitz der Gemeinde

Pfarrland 8 Morgen Acker in Cekow
4 Morgen Wiese in Cekow
6 Morgen Acker und Weide in Prazuchy
etwa 1 Morgen Garten
Kantorland 2 Morgen Wiese in Cekow
2 Morgen Land in Prazuchy, das von der Gmina Cekow rechtlich beanstandet wird.
Küstergarten etwa 1/2 Morgen

Zahlenmäßige Entwicklung der Gemeinde

Jahr Geburten Trauungen Sterbefälle Kommunikanten Konfirmanden
1800 5
1809 30 10 32 - 1810: 24
1825 84 10 27 - 29
1850 104 23 62 - 64
1875 133 21 76 1876: 2075 76
1900 179 38 99 etwa 2300 87
1914 190 30 96 3339 -
1916 114 14 117 2313 109
1917 127 9 84 1475 118
1920 161 23 116 2554 114
1931 138 36 105 1929: 1700 1930: 88
Davon 3 in pol. Sprache
1932 119 42 78 - 76
1933 92

Chöre

Gemischter Gesangchor in Prazuchy. Etwa 30 Mitglieder. Leiter Kantor Schiewe
Posaunenchor Prazuchy. 11 Mitglieder. Leiter Schumacher Friedrich Lehmann. Besteht seit 27 Jahren.


Jugendbünde

Prazuchy: Alle Sonntage Jugendversammlungen. Kein straffer Zusammenschuß.
Poroze: Jugendbund E.C.


Kindergottesdienst

1923 489 Kinder
1930 28 Kinder, davon 132 Knaben und 156 Mädchen
1933 300 Kinder
Helferkreis 1930: 2 Helfer und 11 Helferinnen
Helferkreis 1933 3 Helfer und 8 Helferinnen

Blätter

1930 "Friedensbote" 21 Exemplare; 1933: nur 5 Exemplare
"Volksfreund" etwa 20 Exemplare
"Wach auf" etwa 75 Exemplare
"Neues Laben" etwa 16 Exemplare
"Jugendruf" etwa 10 Exemplare
"Jugendsieg" etwa 10 Exemplare
"Heilig dem Herrn" etwa 15 Exemplare
"Kinderfreund" etwa 5 Exemplare
"Kleine Missionsglocke" etwa 50 Exemplare (nur verteilt)
"Freund Israels" etwa 20 Exemplare (nur verteilt)